Emil

... und der Kampf ging weiter, weiter Tag für Tag ,

und manchmal eben auch des Nachts...

Für die Sache, die so einfach und doch so schwer

zu machen ist.

Vor und nach dem Sieg des Proletariats...“

(F.J.Degenhardt: „Rudi Schulte“)

Emils Grab









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Am 24.10.2012 haben wir zusammen mit vielen Freunden unser Gründungsmitglied Heinrich Fichtl zu Grabe getragen. Heinrich, den eigentlich alle nur als „Emil“ kannten und ihn auch so nannten, verstarb vor zwei Wochen im Alter von 80 Jahren an den Folgen eines schweren Leidens. Aber noch bis zuletzt blieb er kampfesmutig und wollte unbedingt wieder hinaus an die Arbeit, seine politische Arbeit, die er dem Sozialismus und vor allem auch dem Antifaschismus gewidmet hatte.


Seine Gegnerschaft zum Faschismus kam nicht von ungefähr. Noch in den letzten Tagen des 3. Reiches erlebte er in seiner Heimatstadt Hildesheim die Schrecken des Krieges und des Naziterrors. Daraus erwuchs in ihm die klare Erkenntnis, dass eine solche menschenverachtende Herrschaft niemals wieder entstehen dürfe. Die Konsequenz konnte für Heinrich nur die Umwälzung der Gesellschaft in eine sozialistische, wahrhaft demokratische sein, und so trat er der KPD bei.

Schon bald erkannte man in seiner Heimatstadt die Entschlossenheit Heinrichs und schickte ihn als FDJ-Leiter nach Emden. Hier erhielt er dann auch den Decknamen „Emil“, der ihn nie mehr verlassen sollte. Selbst nach dem Verbot zunächst der FDJ und schließlich auch der KPD arbeitete „Emil“ verdeckt weiter, er nahm Entlassungen aus seinen Arbeitsverhältnissen und sogar Gefängnis bis hin zur erschwerten Einzelhaft in Kauf. Man konnte ihn nicht brechen.

Als Mitte der sechziger Jahre (das KPD-Verbot war noch immer nicht aufgehoben!) die DKP entstand, war „Emil“ eines der Gründungsmitglieder in Emden. Er durfte den Aufschwung seiner Partei während der kommenden zwanzig Jahre erleben, aber auch die tiefe Depression nach dem Untergang der DDR . Dazu kamen kurze Zeit später zwei persönliche Tragödien: sein einziger Sohn verstarb und kurz darauf aus Gram auch seine geliebte Frau, die ihm bis dahin durch alle Höhen und Tiefen so konsequent gefolgt war.

Dennoch gab „Emil“ nicht auf. Die letzten Jahre seines Lebens waren geprägt vom Einsatz für die Menschen seines Stadtteiles, wobei seine DKP nicht zu kurz kam. Und auch wir von der „Ubbo-Emmius-Gesellchaft“ haben „Emil“ viel zu verdanken.


Wir haben Abschied genommen von einem Freund, einem Menschen, der seinen Antifaschismus gelebt hat, wie kaum ein anderer. Auch in seinem Geiste werden wir fortfahren, die Geschichte des Widerstandes in Emden aufzuklären und niederzuschreiben. Denn der Widerstand endete nicht mit dem Kriegsende 1945. Er ging weiter, wurde fortgeführt, auch von „Emil“ - bis heute. Wir werden über diesen Teil des Kampfes schon bald berichten. Damit Heinrich „Emil“ Fichtl und die vielen anderen Verfolgten der Nachkriegs-BRD nicht vergessen werden.