Johanna Adickes 29. Gedenkveranstaltung in Esterwegen (11.5.2013)

Niemand und nichts ist vergessen!
mit diesem Gedanken legten wir jedes Jahr im Mai Blumen auf
die Gräber und gedachten der Menschen,  die hier in Esterwegen
und den anderen Emslandlagern zu Tode gequält wurden.
Hier auf dem Friedhof / der Begräbnisstätte wollen wir wieder
ihrer gedenken und so begrüße ich alle Anwesenden recht herzlich.
Besonders begrüßen mochte ich als Redner Hans-Henning Adler, Rechtsanwalt aus Oldenburg,  und die Musikerin Haldis Kuckuck aus Emden,  die uns beim Moorsoldatenlied begleiten wird. Leider war es uns in der Kürze der Zeit nicht möglich, eine Rednerin oder einen Redner aus den Niederlanden zu bekommen* (Mitglieder der alten Initiative haben aus persönlichen Gründen aufgehört) Doch einige Niederländer sind gekommen,  die ich ebenfalls herzlich begrüße.
Begrüßen möchte ich auch in Vertretung des Bürgermeisters der Samtgemeinde Nordhümmling,  Herrn Tebben,  den ersten Samtgemeinderat Nordhümmling,  Herrn Hüntelmann.  Seien Sie uns herzlich willkommene
Wie wichtig es ist,   dass wir den 8« Mai als Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg beachten und gestalten zeigt eine Pressemeldung von gestern.  In Berlin veranstaltete die NPD vor dem Deutsch-Russischen Museum,  jenem Gebäude, wo am 8. Mai 19^5 die Kapitulationsurkunde unterzeichnet wurde,  eine Kundgebung. In dem Museum fand eine Feierstunde zum 8, Mai und eine Ausstellungseröffnung statt,  an der russische Veteranen, israelische Staatsbürger und Politiker teilnahmen.  Der Vorsitzende der NPD beklagten das Leid der Deutschen im Zweiten Weltkrieg und diffamierte    die sowjetischen Soldaten.
Wir haben den 8. Mai leider nicht als nationalen Gedenktag, Doch wir lassen   nicht zu,  dass die neuen Nazis diesen Tag für ihre Propaganda missbrauchen!
In diesem Jahr denken wir vor allem an Carl von Ossietzky, der am k. Mai  1938 (also vor 75 Jahren)  an den Folgen der Haftbedingungen starb.
"Hier erlittest du mit deinen Gefährten
den grausamsten Nazi-Terror.
Niemand soll es vergessen. Heißt es auf dem Gedenkstein auf dem Lagergelände. Formuliert hat  es seine Tochter Rosalinde von Ossietzky-Palm.
Seine Gefährten - die Moorsoldaten - die alle zwei Jahre aus verschiedenen Ländern anreisten,  um sich zu treffen und ihre Erfahrungen an die Jüngeren weiterzugeben - Sie sind nicht mehr unter uns.  Aber viele erinnern sich an diejenigen,  die an dieser Stelle von ihrem Widerstand,  ihren Hoffnungen,  aber auch ihrem Leidensweg berichteten, .von den gezielten Misshandlungen gleich zu Beginn, um ihren Widerstand zu brechen.
Stellvertretend fallen mir ein:
Heinz Hentschke,  Karl Stenzel, Fritz Sparschuh, Karsten Wiech-mann, Norbert Widock und Erwin Schulz,  der im letzten Jahr, kurz vor seinem 100. Geburtstag starb.  Gestorben ist ebenfalls vor wenigen Monaten Hans Lauter,  der noch 2009 und 2010 uns eindringlich mahnte,  nicht nachzulassen im Kampf gegen Neonazis und im Einsatz für den Frieden.
"Für uns Antfaschisten ist nicht die Nation,
sondern die Menschlichkeit das höchste Gut.11 Sagte er und fuhr fort mit Blick auf die vielen jungen Menschen, die sich hier versammelt: hatten;
f,Es macht mich zuversichtlich,  dass unser Wirken
von der nächsten Generation weitergetragen wird." Auch heute sehe ich viele engagierte Menschen,  für die der k. Mai und der 8. Mai ein wichtiger Gedenktag ist.
Die Menschlichkeit, nicht die Nation ist das das höchste Gut! Eine klare Absage an jeden Nationalismus und Rassismus,  der andere ausgrenzt und sich abschottet - Mauern nicht nur an den Außengrenzen seines Territoriums,  sondern vor allem in den Köpfen der Menschen,  in ihren Gedanken errichtet 1 Mauern trennen, verstellen den Blick auf den anderen, sprechen ihm sein Menschsein ab... Wohin das führt zeigt nicht nur die Vergangenheit f  sondern auch die Gegenwart. Zehn Menschen anderer Nationalität wurden von Mitgliedern des Nationalsozialistischen Untergrund,  ihren Helfershelfern und Hintermännern in unserem Land gezielt ermordet. Tausende sterben jedes Jahr an Deutschlands bzw. Europas Außengr enz en.
Die wahren Schuldigen stehen selten vor Gericht.
Beim gegenwärtigen NSU-Prozess z.B.  sind außer Beate Zschäpe
nur 4 weitere Neonazis angeklagt. Warum wird nicht gegen Mitarbeiter des Verfassungsschutzes und der Polizei ermittelt,  deren Untätigkeit und Versagen bei der Verhinderung der Morde deutlich geworden ist?
Immer wieder vor Gericht stehen aber Menschen,  die sich den Aktivitäten der Neonazis entgegenstellen,  so wie der Jenaer Jugendpfarrer Lothar König  ein sehr engagierter Pfarrer,der 2011 gegen den Nazi-Aufmarsch in Dresden protestierte.  Er wurde wegen schweren Landfriedensbruch zu 22 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt - das Berufungsverfahren läuft noch. Solidarität ist vonnöten.
Sich dem Neofaschismus entgegenstellen und den Militarismus zu verweigern sind die gegenwärtigen Herausforderungen.
Der Antifaschist und Pazifist Carl von Ossietzky kämpfte an beiden,fFronten,! • Militarismus und Demokratie sind zwei unvereinbare Gegensätze - davon war er überzeugt und warnte davor. Militarismus und Gewalt sind der Tod einer jeden Demokratie.
Darum enthält unsere Verfassung (GG) nicht nur in der Präambel das Friedensgebot, sondern noch in vielen anderen Artikeln. Dass sie existieren aber nicht eingehalten werden, zeigt einmal mehr, wieweit der Militarismus das Denken beherrscht» Eine erste Aufweichung des Friedensgebots geschah bereits 1956 mit der Wiederbewaffnung.
Die Verantwortlichen sprechen nicht mehr von Krieg,  auch nicht mehr von "humanitärer Intervention"  (wie noch beim Jugoslawienkrieg) ,  sondern neuerdings von einer "Verpflichtung zum Schutz", weil sie wissen,  dass 75 % der Deutschen und wohl auch der Niederländer keinen Krieg wollen.
Doch Kriege werden vorbereitet - vor aller Augen - wenn wir den Regierenden nicht das Handwerk legen (wie Brecht es formulierte). Ich denke dabei an Syrien und Iran.
Darum bitte ich Sie und Euch dringend,  den Anti-Drohnen Appell zu unterschreiben. Zeigt der Regierung und den Rüstungskonzernen, dass wir diese Tötungsmaschinen nicht akzeptieren!  Sie sind Teil der neuen globalen Kriegsführungsstrategie,  in der ein Menschenleben keinen Wert mehr hat.  Die Menschlichkeit als höchstes Gut und die völkerverbindliche Friedenspflicht existiert für die Kriegstreiber nicht.
Von uns Bürgerinnen und Bürgern müssen also die entscheidenden Impulse für zivile Konfliktlösungen kommen.
Erst wenn die Beistimmung  (Zustimmung)  der Staatsbürger
dazu erfordert wird, um zu beschließen,  ob Krieg sein solle
oder nicht,  so ist nichts natürlicher,  als dass,
da sie alle Drangsale des Krieges über sich beschließen
müssten (als da sind:
selbst zu fechten;
die Kosten des Krieges aus ihrer eigenen Habe herzugeben; die Verwüstung,  die er hinter sich lässt, kümmerlich zu verbessern;
zum Übermaße des Übels endlich noch eine den Frieden selbst verbitternde,
nie...  zu tilgende Schuldenlast selbst zu übernehmen, sie sich sehr bedenken werden,  ein solch
schlimmes Spiel anzufangen."  (I. Kant,  Zum ewigen Frieden)
Darum:  sagen wir laut und vernehmbar :
Nein zu Faschismus und Krieg!
















Reinhold Kühnrich, Hans-Henning Adler.                                                                Home