Internationale Herdenking/
Kundgebung Esterwegen 2007
Johanna Adickes, DWemke Ketting, NL
Der Kundgebung stand in diesem Jahr als Motto die Worte von Marin Niemöller voran:

Als die Nazis die Kommunisten holten
habe ich geschwiegen
ich war ja kein Kommunist

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten
habe ich geschwiegen
ich war ja kein Sozialdemokrat

Als sie die Gewerkschafter holten
habe ich geschwiegen
ich war ja kein Gewerkschaften

Als sie die Juden holten
habe ich geschwiegen
ich war ja kein Jude

Als sie mich holten
gab es keinen mehr
der protestieren konnt
Johanna Adickes und Wemke Ketting weisen auf das Erstarken des Neonazismus in Deutschland und in den Niederlanden hin. Alte Feindbilder aus den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts werden wieder ausgegraben, um die Krise zu meistern. Das neue Feindbild des islamischen Terrorismus tritt hinzu. Wemke Ketting ist empört darüber, dass bei einem Aufmarsch von Neonazis in den Niederlanden die Gegendemonstranten als "Provokateure" beschimpft werden.

Es ist wohl alles recht ähnlich in unseren beiden Ländern. Auch in Deutschland werden schließlich bei Nazi-Aufmärschen oft genug die Gegendemonstranten festgenommen und vor Gericht gestellt.

Die diesjährige Kundgebung stand also unter dem Eindruck  eines stärker werdenden Überwachungsstaats. Der legt alte Beschränkungen immer mehr beiseite, um in der Krise, wenn er seinen Bürger so gut wie nichts mehr zu bieten hat, seine Untertanen fest unter Kontrolle zu haben.
Massoud Djabani ist aus dem Iran in die Niederlande geflohen. Er wies auf die Jahrtausende alte Geschichte des Krieges hin, auf die zahllosen Opfer. Seine drei Brüder wurden im Iran ermordet und er fürchtet jetzt einen Krieg gegen seine Heimat. In seinen Albträumen sieht er sich und sein Land allein, ohne Hilfe. er sieht alle Schrecken des Krieges und keine einzige internationale Hilfsorganisation, die Stellung nimmt und Position bezieht.

Er klagt die Hetze gegen Muslime in den Medien an, die sich andererseits ja integrieren sollen. Er sieht den Hauptgrund für Kriege im Eigennutz einzelner, die ganze Völker in den Krieg gegeneinander treiben. Die Schaffung von Feindbildern ist dabei ihr wichtigstes Mittel.

Aber er hat auch die Hoffnung, dass heute, in den Zeiten der weltweiten Vernetzung, auch durch das Internet, die Menschen aus den verschiedensten Erdteilen zueinander finden.
Massoud Djabani, NL, geflohen aus dem Iran
Andrea Röpke, Journalistin, D
Andrea Röpke ist eine Journalistin aus Norddeutschland, die sich mit dem Neonazismus beschäftigt. Sie gab einen Überblick über die Strukturen in der rechtsextremen Szene, auch in Niedersachsen. Es findet immer mehr eine Vernetzung der legalen NPD mit illegalen oder in einer Grauzone operierenden "Kameradschaften.statt. Manche anscheinend unerklärliche Gewalttat unter Jugendlichen hat durchaus einen nazistischen Hintergrund, den Polizei und Justiz nur einfach nicht zur Kenntnis nehmen. Sie berichtete über Trainingscamps mit Scheinhinrichtungen, vieles von dem, was man in den Lokalzeitungen nicht einmal auf Seite 17 findet. Bei der Vorstellung des Verfassungsschutz-Berichts wies der Niedersächsische Innenminister zwar auf den Anstieg neonazistischer Gewalttaten hin, um dann aber sofort den "islamischen Terrorismus" zum Hauptfeind zu erklären.
Der überlebende KZ-Insasse von Esterwegen, Angehörige des Strafbatallions, Erwin Schulz berichtete über seine grausigen Erfahrungen, wie ein Bibelforscher, der sich weigerte, ein Gewehr in die Hand zu nehmen, am Marterpfahl zu Tode gefoltert wurde. Die Stationen seines Lebens führten ihn weiter nach Afrika. Die Sträflinge sollten es nach der Niederlage des deutschen Expeditionskorps richten. Fliehende Landser fragten, was sie da eigentlich wollten. Am Ende befand sich Schulz in den USA in Gefangenschaft. Im Kriegsgefangenenlager hatten die Nazis einen starken Einfluss. Erwin, Schulz, Überlebender
Der"islamische Terrorismus"  hat zumindest im Augenblick als Hauptfeind ausgedient. Denn drei Tage nach der Kundgebung schlug der Staat mit aller Macht gegen eine angebliche linke terroristische Vereinigung zu. Die soll  für Heiligendamm Gewaltakte geplant haben. Es stellt sich allerdings die Frage, auf welcher Seite des Zauns sich die Haupt-Gewalttäter befinden werden. Sind es die Demonstranten? Oder vielleicht doch der eine oder andere der "mächstigsten Staatsmänner der Welt", die mit dem Blut der Gefolterten und Ermordeten an den Händen friedlich im goldenen Käfig über die Verelendung der Menschheit, die Zerstörung des Planeten beraten und die nächsten Kriege vorbereiten werden. Wieviele Millionen Hungertote sollen's denn nächstes Jahr sein, damit die Wirtschaft brummt. Welches Land überfallen wir als nächstes, damit die Rohstoffe fließen für unsere Konzerne? Die Gruppe Rotdorn aus Hamburg Die Gruppe "Rotdorn" aus Hamburg begleitete die Kundgebung mit ihrer Musik. Dabei war ein ganz neues Lied über "Solidarität".
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Michael Skoruppa